EDDING AUF DER HOSE
Die Monate vor der Ausreise sind
nicht nur lustig und voller Euphorie. Zweifel und Angst haben seit der Zusage
von Brot fuer die Welt eine Rolle gespielt. Beim
Vorbereitungsseminar in Berlin ist Konfrontation angesagt.
You had one job! Einfach nur auf Karteikarten die „Erwartungen meiner Familie“ schreiben. Typische Aufgabe fuer ein Vorbereitungsseminar. Doch dabei erwischt es auch die Hose. Ein schwarzer Eddingstrich scheint ab jetzt mein Lieblingskleidungsstueck zu zieren. „Oh nein!“, scheine ich zu verzweifeln.
Ich weiß nicht, wie ich mit der Situation
umgehen soll. Immerhin habe ich mich fuer die Reise nach Kamerun entschieden. Aber mein Umfeld zweifelt. Die letzten sechs Monate bin ich dem Gespraech
ausgewichen. Rechtfertigung bringt mir nichts. Deshalb beginne auch ich zu
zweifeln – Für mich allein. „Oh Mann!“, murmel ich manchmal.
Der Edding auf der Hose aergert mich noch immer.
Waehrend die anderen im Plenum die Aufgabe diskutieren, schaue ich angespannt auf den Strich. Er beschaeftigt mich, obwohl ich sicher bin, dass
ich nichts dagegen tun kann. Es wird der Moment kommen, wo ich mich damit
abfinden werde, denke ich mir. Doch der Moment kommt irgendwie nicht.
Meine Zweifel werden groeßer: War es die
richtige Entscheidung? Ich glaube nicht, denke ich manchmal. Ich glaube schon,
denke ich ein anderes Mal. Es beschaeftigt mich, obwohl der Vertrag
unterschrieben und der Flug gebucht ist. Es wird der Moment kommen, wo ich mich
damit abfinden werde, denke ich mir. Doch der Moment kommt nicht.
„Das geht bestimmt wieder raus“, sagt Imina,
eine Mitfreiwillige. Die hat gut reden, denke ich mir. Doch dann überlege ich:
Vielleicht besteht wirklich noch Hoffnung. Spucke? Nein, der Edding auf der
Hose faerbt sich rot. Abschneiden? Nein, das macht auch keinen Sinn.
Die anderen Freiwilligen sind im Gespraech ueber
den Umgang mit den Erwartungen anderer waehrend des Freiwilligendienstes. Ich
hoere zu. Konfrontation sei der richtige Weg. „Thematisiere deine Bedenken“,
heißt es. Das faellt mir schwer.
Als ich mich aufraffe, um einfach mal
Leitungswasser ueber den Eddingfleck fließen zu lassen, ist der schwerste
Schritt getan: Konfrontation. Und tatsaechlich. Der Fleck ist raus.