SO WIE CAMILLA

Fremde Kulturen sind nicht leicht zu erschließen. Ich stehe in Kamerun vor vielen Huerden und schaffe es oft nicht sie zu ueberwinden. Umso mehr beeindrucken mich die Menschen, denen das gelingt.

Camilla ist eine ehemalige Freiwillige aus Bafoussam. Vor ihrer Abreise bringt sie uns noch ihre Ueberbleibsel, die im Koffer keinen Platz mehr gefunden haben.
Wir gehen Eisessen. Waehrend ich – schon von der Auswahl an fremden Eissorten ueberfordert – ueberlege, wie viel nochmal genau 1500 Francs sind, fragt Camilla selbstbewusst: „Est-ce que je peux gouter de vanille?“ Ihre Leichtigkeit beeindruckt mich. Sie versteht das Land.
Bei der Ankunft am Flughafen in Douala muss jeder seinen Impfpass vorzeigen. Ich habe versucht der unfreundlichen Mitarbeiterin zu erklaeren, dass mein Impfpass im aufgegebenen Koffer ist und ich deshalb keinen Zugriff habe. Sie zeigt auf ein Schild: Ich muss 10 Euro zahlen. Korruption?, frage ich mich. Ich ueberlege aber nicht lange und ruecke das Geld raus. Es war die richtige Entscheidung, denn die Frau nach mir weigert sich das Geld rauszuruecken, was zu einer lautstarken verbalen Auseinandersetzung zwischen ihr und der Autoritaet fuert.
Trotzdem bin ich veraergert, dass ich die Situation nicht einschaetzen kann. Ich verstehe das Land eben nicht. Noch nicht?
Ich beobachte Camilla, versichere mich nochmal, was „probieren“ auf Franzoesisch heißt und traue mich zu fragen: „Est-ce que je peux gouter de poire?“ Ich teste und es schmeckt gut. Alles hat geklappt. Bedeutet das, dass ich auf dem richtigen Weg bin? In elf Monaten stehe ich vielleicht auch in kamerunischen Stoffen in einer Eisdiele und beeindrucke neue Freiwillige mit meinen Kenntnissen. So wie Camilla.