DAS LAND, DAS AUF DER KARTE VERSCHWINDET

Im Flugzeug von Bruessel nach Douala stelle ich fest, dass der Umgang mit der Situation in Kamerun nicht nur ein Aergernis, sondern eine Tragoedie ist. Ich, mein Umfeld und die Welt machen irgendwas falsch.

Boarding-Time! Endlich steigen wir in das Flugzeug in Richtung Sueden. Alle, die einsteigen, möchten Zeit in Kamerun verbringen: Die Heimat besuchen, als Touris das Land erkunden oder eben ihren Freiwilligendienst absolvieren.
Im Flugzeug schaue ich mir „Bohemian Rhapsody“ an. Ich sitze eh nicht am Fenster, also ist es ja auch irrelevant wo genau sich das Flugzeug gerade befindet. Doch als der Film zu Ende ist, interessiert es mich doch, ueber welches Land wir gerade schweben. Also versuche ich auf meinem Bildschirm die Fluginfo aufzurufen. Wann wir wo landen, erfahre ich. Die GPS-Karte ist jedoch leider deffekt.
„Du reist nach Kamerun! Wie spannend“, sagten mir viele, als ich ihnen von meinen Plaenen erzaehlt habe. „Asien? Oder Afrika?“, fragten sie dann nach. „Klar, schon mal gehoert“, heißt es immer. Aber niemand befasst sich mit dem Land. Sie wissen nicht, was dort passiert. Informationen in deutschen Medien sind mager. Bei passiver wie bei aktiver Recherche. Ehemalige deutsche Kolonie, akuter Unabhaengigkeitskrieg, Tote. Keine Infos. Warum?
Um mein Notizheft zu gestalten, suche ich auf meinen Stickern nach Kamerun. Keine Chance. Wenigstens Afrika? Nein. Ich finde Suedamerika, Australien und Indien. Klassiker. Es fehlt das Land, das auf der Karte verschwindet.