NICHT KOMISCH, NUR ANDERS
Was fuer die Menschen hier normal ist, kann fuer mich krass befremdlich sein. Es macht große Freude sich mit dem Unbekannten anzufreunden. So auch bei dem Fest, wo der Brautpreis verhandelt wird.
Wir sitzen nachts um 12 Uhr auf Plastikstuehlen in den Straßen von Bassa und schauen auf eine riesige Leinwand. Von drinnen wird live die Hochzeitszeremonie uebertragen, sodass mehr Leute teilnehmen koennen, als in die kleine Wohnung passen. In dieser befinden sich nur die engsten Verwandten, die Brautpaareltern und der Braeutigam. Die Braut ist nicht anwesend.
Ich sitze nun dort und verstehe nichts. Kein einziger Teil dieser Zeremonie leuchtet mir ein.
"Bruuuum, bruum", toent es aus den Lautsprechern. "She is the car and she needs gas!", versucht mir Alexis zu erklaeren. Eine Frau aus der Brautfamilie fordert mit lautstarken komischen Geraeuschen beim im Wohnzimmer sitzenden Braeutigamsvater Geld ein. "She wants him to pay, so she acts as if all the money he gave her before, was stolen", sagt Alexis.
Hae?, denke ich mir. Wieso Geld und warum macht der Brautvater diesen Schwachsinn ueberhaupt mit.
"Bruuuuum, bruuuum, bruuuum", schreit wieder jemand ins Mikro. "The caaar is back", ruft Alexis. Jetzt mit einer Frau unter einem Tuch. "Sie ist es nicht", schreien alle. "Sie ist es nicht." Der Brautvater gibt wieder Geld.
So geht es die ganze Zeit: Wir warten, bis was passiert, dann kommt die Vertreterin der Brautfamilie mit einer neuen Ausrede, warum sie nicht die Braut dabei hat, der Braeutigamsvater gibt ihr nochmal Geld und sie taucht wieder ab.
Nach weiterem ewigen Warten: "Bruuuum, bruuum". Wieder eine Frau unter einem Tuch. Die Leute schreien schon: "Sie ist es! Sie ist es!!!"
Das Tuch wird heruntergerissen. Die Frauen im Raum stuerzen sich auf die Braut, richtigen Haartuch und tupfen den Schweiß.
Alle feiern und singen.
Jetzt kommt der Akt der Eheschließung. Keine Ringe, kein Ja-Wort. Stattdessen: Ananas und Pampelmusensaft werden gemischt und von den beiden getrunken. Colafruechte werden verteilt, die Brautfamilien fuettern sich damit gegenseitig. Alle tanzen und dem Brautpaar klebt man das Geld auf die Stirn. "Because they like how they dance.", erklaert mir Alexis. "Thats kind of prostitution, isnt it!", erwiedere ich. "Nonono", verteidigt Alexis, "Its appriciation"
Die kamerunischen Traditionen... sehr befremdlich. Nicht nachvollziehbar. Eigenartig. Unlogisch. Unuebersichtlich. Bei uns ist irgendwie alles uebersichtlicher.
Am naechsten Morgen reflektieren Margarete und ich: Ist bei uns wirklich alles uebersichtlicher? Ich erinnere mich zurueck an Sebastians Hochzeit im Juli. Was haette Alexis gesagt, wenn er dabei gewesen waere?
"Warum laeuft der Vater mit der Braut zum Braeutigam?", haette er gefragt. "Das ist so als Uebergabe gedacht", wuerde ich antworten. "Und warum machen alle so ein Tamtam um das Kuchenanschneiden?", waere seine naechste Frage gewesen. "Die Person, die die Hand oben hat, hat dann das sagen in der Ehe", haette ich erklaert. "Komisch... Was hat das denn miteinander zu tun?", haette er gefragt. Ich wuesste nicht, was ich antworten soll. Was ist ein Polterabend? Wieso haengen da Dosen am Auto? Und warum zum Teufel wird das Brautpaar mit Reis beworfen?
Die deutschen Traditionen... sehr befremdlich. Nicht nachvollziehbar. Eigenartig. "Bei uns ist irgendwie alles uebersichtlicher", wuerde Alexis sagen.
Wir sitzen nachts um 12 Uhr auf Plastikstuehlen in den Straßen von Bassa und schauen auf eine riesige Leinwand. Von drinnen wird live die Hochzeitszeremonie uebertragen, sodass mehr Leute teilnehmen koennen, als in die kleine Wohnung passen. In dieser befinden sich nur die engsten Verwandten, die Brautpaareltern und der Braeutigam. Die Braut ist nicht anwesend.
Ich sitze nun dort und verstehe nichts. Kein einziger Teil dieser Zeremonie leuchtet mir ein.
"Bruuuum, bruum", toent es aus den Lautsprechern. "She is the car and she needs gas!", versucht mir Alexis zu erklaeren. Eine Frau aus der Brautfamilie fordert mit lautstarken komischen Geraeuschen beim im Wohnzimmer sitzenden Braeutigamsvater Geld ein. "She wants him to pay, so she acts as if all the money he gave her before, was stolen", sagt Alexis.
Hae?, denke ich mir. Wieso Geld und warum macht der Brautvater diesen Schwachsinn ueberhaupt mit.
"Bruuuuum, bruuuum, bruuuum", schreit wieder jemand ins Mikro. "The caaar is back", ruft Alexis. Jetzt mit einer Frau unter einem Tuch. "Sie ist es nicht", schreien alle. "Sie ist es nicht." Der Brautvater gibt wieder Geld.
So geht es die ganze Zeit: Wir warten, bis was passiert, dann kommt die Vertreterin der Brautfamilie mit einer neuen Ausrede, warum sie nicht die Braut dabei hat, der Braeutigamsvater gibt ihr nochmal Geld und sie taucht wieder ab.
Nach weiterem ewigen Warten: "Bruuuum, bruuum". Wieder eine Frau unter einem Tuch. Die Leute schreien schon: "Sie ist es! Sie ist es!!!"
Das Tuch wird heruntergerissen. Die Frauen im Raum stuerzen sich auf die Braut, richtigen Haartuch und tupfen den Schweiß.
Alle feiern und singen.
Jetzt kommt der Akt der Eheschließung. Keine Ringe, kein Ja-Wort. Stattdessen: Ananas und Pampelmusensaft werden gemischt und von den beiden getrunken. Colafruechte werden verteilt, die Brautfamilien fuettern sich damit gegenseitig. Alle tanzen und dem Brautpaar klebt man das Geld auf die Stirn. "Because they like how they dance.", erklaert mir Alexis. "Thats kind of prostitution, isnt it!", erwiedere ich. "Nonono", verteidigt Alexis, "Its appriciation"
Die kamerunischen Traditionen... sehr befremdlich. Nicht nachvollziehbar. Eigenartig. Unlogisch. Unuebersichtlich. Bei uns ist irgendwie alles uebersichtlicher.
Am naechsten Morgen reflektieren Margarete und ich: Ist bei uns wirklich alles uebersichtlicher? Ich erinnere mich zurueck an Sebastians Hochzeit im Juli. Was haette Alexis gesagt, wenn er dabei gewesen waere?
"Warum laeuft der Vater mit der Braut zum Braeutigam?", haette er gefragt. "Das ist so als Uebergabe gedacht", wuerde ich antworten. "Und warum machen alle so ein Tamtam um das Kuchenanschneiden?", waere seine naechste Frage gewesen. "Die Person, die die Hand oben hat, hat dann das sagen in der Ehe", haette ich erklaert. "Komisch... Was hat das denn miteinander zu tun?", haette er gefragt. Ich wuesste nicht, was ich antworten soll. Was ist ein Polterabend? Wieso haengen da Dosen am Auto? Und warum zum Teufel wird das Brautpaar mit Reis beworfen?
Die deutschen Traditionen... sehr befremdlich. Nicht nachvollziehbar. Eigenartig. "Bei uns ist irgendwie alles uebersichtlicher", wuerde Alexis sagen.