STOCKHOLM SYNDROM
Guten Morgen Douala, du kannst so haesslich sein. So dreckig und grau. Meine Stadt wird in einem Lied von Peter Fox beschrieben. Eigentlich singt er von Berlin. Doch es ist uebertragbar. Denn alle Staedter verspueren eine Hassliebe gegenueber ihrer Stadt.
Ich komm aus dem Club. War schoen gewesen. Jetzt bin ich kaputt und mache mich auf den Weg nachhause. Dabei klettre ich ueber Muellberge, springe ueber unbedeckte Abwasserkanaele, stapfe durch die Kotze bei Ange Raphael, steige ueber Schnapsleichen, die auf meinem Weg verwesen und sehe die Ratten sich sattfressen im Schatten der geschlossenen Friseurhuetten.
Die Leute benehmen sich daneben. Sie fragen, ob ich sie heiraten will und ob ich sie mit nach Europa nehmen kann. Jeder meint er koennte ueberall hinpissen. Eigentlich muss man schweben und durch den Mund atmen um den Gestank auszuhalten. Die ganzen Typen, die den Club verlassen haben, tun so als haetten sie den Abend ihres Lebens gehabt. In Wirklichkeit haben sie allein getanzt und den wenigen Frauen im Club hinterhergegeiert.
Halb 6, meine Augen brennen, weil meine Kontaktlinsen jetzt offiziell 20 Stunden drin sind. Egal ich nehme sie einfach raus und schmeiße sie auf den Boden. Dabei weiche ich vom Fußweg ab, weil ein ueberrollter Lizard vor mir liegt.
Mein Gesicht spiegelt sich in der Glasscheibe der Boulangerie. Im Neonlicht sehe ich meine Augenringe. Hinter mir meine Leute, die muede durch die Gegend warten. In meinem angetrunkenen Zustand spreche ich fluessiges Franzoesisch mit ihnen.
Das letzte Stueck wollen wir nicht mehr laufen, denn an der Ecke gibt es Stress zwischen Tarek und Sam. Doch Frust kommt auf, denn der Motofahrer versucht mich abzuziehen. Umso stolzer bin ich, dass ich es schaffe, ihn auf 300 CFA herunterzuhandeln. Im Wegfahren wird die frankophone Mucke aus den Clubs immer leiser.
Als ich zu Hause ankomme, sagt der Guard, dass ich doch wohl hoffentlich nicht allein so spaet abends unterwegs war. Diese Stadt ist eben doch haerter, als ich dachte.
Ich habe einen dicken Kopf. Ich brauche dringend Wasser. Oben angekommen, trinke ich erstmal direkt die Reste aus dem 10-Liter-Kanister um einen Kater vorzubeugen. Ich habe dringlichen Bock etwas zu essen. Deshalb hau ich mir den versalzenen Kartoffelbrei von gestern Abend rein. Ich loeffle direkt aus dem Topf, damit ich weniger abspuelen muss. Es wird fuer mich wohl das Beste sein, mich morgen richtig auszuschlafen. Ich hoffe, der Gottesdienst Sonntagfrueh vor meinem Fenster wird nicht zu laut gefeiert, sodass ich meine Ruhe habe.
Bevor ich schlafen gehe, stelle ich mich auf den Balkon. Ueber die Blechhuetten hinweg sehe ich am Horizont vor dem leuchtenden Himmel den Mount Cameroon und denke: Guten Morgen Douala, du kannst so haesslich sein. So dreckig und grau. Du kannst so schoen schrecklich sein. Deine Naechte fressen mich auf. Ich bin kaputt und reib mir aus meinen Augen deinen Staub. Du bist nicht schoen und das weißt du auch. Dein Panorama versaut. Siehst nicht mal schoen von Weitem aus. Doch die Sonne geht gerade auf. Und ich weiß, ob ich will oder nicht, dass ich dich zum Atmen brauch.
Ich komm aus dem Club. War schoen gewesen. Jetzt bin ich kaputt und mache mich auf den Weg nachhause. Dabei klettre ich ueber Muellberge, springe ueber unbedeckte Abwasserkanaele, stapfe durch die Kotze bei Ange Raphael, steige ueber Schnapsleichen, die auf meinem Weg verwesen und sehe die Ratten sich sattfressen im Schatten der geschlossenen Friseurhuetten.
Die Leute benehmen sich daneben. Sie fragen, ob ich sie heiraten will und ob ich sie mit nach Europa nehmen kann. Jeder meint er koennte ueberall hinpissen. Eigentlich muss man schweben und durch den Mund atmen um den Gestank auszuhalten. Die ganzen Typen, die den Club verlassen haben, tun so als haetten sie den Abend ihres Lebens gehabt. In Wirklichkeit haben sie allein getanzt und den wenigen Frauen im Club hinterhergegeiert.
Halb 6, meine Augen brennen, weil meine Kontaktlinsen jetzt offiziell 20 Stunden drin sind. Egal ich nehme sie einfach raus und schmeiße sie auf den Boden. Dabei weiche ich vom Fußweg ab, weil ein ueberrollter Lizard vor mir liegt.
Mein Gesicht spiegelt sich in der Glasscheibe der Boulangerie. Im Neonlicht sehe ich meine Augenringe. Hinter mir meine Leute, die muede durch die Gegend warten. In meinem angetrunkenen Zustand spreche ich fluessiges Franzoesisch mit ihnen.
Das letzte Stueck wollen wir nicht mehr laufen, denn an der Ecke gibt es Stress zwischen Tarek und Sam. Doch Frust kommt auf, denn der Motofahrer versucht mich abzuziehen. Umso stolzer bin ich, dass ich es schaffe, ihn auf 300 CFA herunterzuhandeln. Im Wegfahren wird die frankophone Mucke aus den Clubs immer leiser.
Als ich zu Hause ankomme, sagt der Guard, dass ich doch wohl hoffentlich nicht allein so spaet abends unterwegs war. Diese Stadt ist eben doch haerter, als ich dachte.
Ich habe einen dicken Kopf. Ich brauche dringend Wasser. Oben angekommen, trinke ich erstmal direkt die Reste aus dem 10-Liter-Kanister um einen Kater vorzubeugen. Ich habe dringlichen Bock etwas zu essen. Deshalb hau ich mir den versalzenen Kartoffelbrei von gestern Abend rein. Ich loeffle direkt aus dem Topf, damit ich weniger abspuelen muss. Es wird fuer mich wohl das Beste sein, mich morgen richtig auszuschlafen. Ich hoffe, der Gottesdienst Sonntagfrueh vor meinem Fenster wird nicht zu laut gefeiert, sodass ich meine Ruhe habe.
Bevor ich schlafen gehe, stelle ich mich auf den Balkon. Ueber die Blechhuetten hinweg sehe ich am Horizont vor dem leuchtenden Himmel den Mount Cameroon und denke: Guten Morgen Douala, du kannst so haesslich sein. So dreckig und grau. Du kannst so schoen schrecklich sein. Deine Naechte fressen mich auf. Ich bin kaputt und reib mir aus meinen Augen deinen Staub. Du bist nicht schoen und das weißt du auch. Dein Panorama versaut. Siehst nicht mal schoen von Weitem aus. Doch die Sonne geht gerade auf. Und ich weiß, ob ich will oder nicht, dass ich dich zum Atmen brauch.