DER JUNGE MUSSTE ERBSEN FRESSEN
Wie soll man diplomatisch handeln, wenn jeder Versuch von Diplomatie nicht fruchtet. In Jaunde wurde das zum Verhaengnis. Ein Schueler toetete im Januar seinen Lehrer und das ganze Land ist empoert.
"Fass meinen Lehrer nicht an!" In jedem Whatsappstatus wird die Kampagne geteilt: So etwas wie in Jaunde darf nie mehr passieren. Ich sitze hier und wundere mich, warum ich wohl die Einzige in ganz Kamerun bin, die nicht erschuettert ist. Es gebe Lehrer, die jetzt jeden Tag mit der Angst erstochen zu werden in die Schule gehen, erzaehlt man mir. Aber was ist mit den Schuelern? Die haben schon immer jeden Tag Angst verpruegelt zu werden. Und war das nicht auch irgendwie ein Ausloeser fuer die Tat? Jetzt weiß ich, warum es mich so kalt laesst: Der Junge ist ein Woyzeck.
Buechners Woyzeck ist ein armer Kerl. Er kaempft um jeden Pfennig. Er arbeitet als Soldat, nebenbei rasiert er den Hauptmann und zusaetzlich verkauft er sich als Versuchsobjekt beim Doktor. Er tut alles fuer sein Kind und seine Marie, doch sein Nebenbuhler wiederum tut alles um ihn zu piesacken. Alle fordern seine Hingabe und Unterwerfung. Sein Wille und seine Beduerfnisse werden missachtet. Und er ist gefangen in seiner Armut und in der Abhaengigkeit. Er kommt an sein Limit. Er wird koerperlich, psychisch und emotional zerstoert. In seinem Wahn und seinem Drang nach Selbstbestimmtheit toetet er Marie. Er wird zum Moerder.
Gewalt darf keine Alternative sein. Aber was waere denn die Alternative zu Gewalt gewesen? Der Schueler wird gezuechtigt, wenn er sich der Hierarchie widersetzt. Er wird ignoriert, wenn er seine Beduerfnisse aeußert, er wird missachtet, wenn er fuer Gerechtigkeit kaempft. Gerechtigkeit. Gerecht behandelt zu werden. Das war sein oberstes Ziel. Doch alle Wege waren versperrt von schlagenden Lehrern. Ihm wurde kein diplomatischer Weg geboten. Keine Alternative zur Gewalt.
Der Schueler haette trotzdem verzichten koennen. Seine Beduerfnisse ignorierend und gehorchend. Haette er das? Woyzeck hat es auch nicht geschafft.
Buechner hat gesagt: "Ich verachte Niemanden, am wenigsten wegen seines Verstandes oder seiner Bildung, weil es in Niemands Gewalt liegt, kein Dummkopf oder kein Verbrecher zu werden, – weil wir durch gleiche Umstaende wohl Alle gleich wuerden, und weil die Umstaende außer uns liegen."
Genau wie Woyzeck - der Schueler hat einem Menschen das Leben genommen, berichten alle. Dabei wird vergessen, dass zuvor ihm das Leben genommen wurde. Nicht seine Taten waren toedlich, sondern die des Schulsystems.
"Fass meinen Lehrer nicht an!" In jedem Whatsappstatus wird die Kampagne geteilt: So etwas wie in Jaunde darf nie mehr passieren. Ich sitze hier und wundere mich, warum ich wohl die Einzige in ganz Kamerun bin, die nicht erschuettert ist. Es gebe Lehrer, die jetzt jeden Tag mit der Angst erstochen zu werden in die Schule gehen, erzaehlt man mir. Aber was ist mit den Schuelern? Die haben schon immer jeden Tag Angst verpruegelt zu werden. Und war das nicht auch irgendwie ein Ausloeser fuer die Tat? Jetzt weiß ich, warum es mich so kalt laesst: Der Junge ist ein Woyzeck.
Buechners Woyzeck ist ein armer Kerl. Er kaempft um jeden Pfennig. Er arbeitet als Soldat, nebenbei rasiert er den Hauptmann und zusaetzlich verkauft er sich als Versuchsobjekt beim Doktor. Er tut alles fuer sein Kind und seine Marie, doch sein Nebenbuhler wiederum tut alles um ihn zu piesacken. Alle fordern seine Hingabe und Unterwerfung. Sein Wille und seine Beduerfnisse werden missachtet. Und er ist gefangen in seiner Armut und in der Abhaengigkeit. Er kommt an sein Limit. Er wird koerperlich, psychisch und emotional zerstoert. In seinem Wahn und seinem Drang nach Selbstbestimmtheit toetet er Marie. Er wird zum Moerder.
Gewalt darf keine Alternative sein. Aber was waere denn die Alternative zu Gewalt gewesen? Der Schueler wird gezuechtigt, wenn er sich der Hierarchie widersetzt. Er wird ignoriert, wenn er seine Beduerfnisse aeußert, er wird missachtet, wenn er fuer Gerechtigkeit kaempft. Gerechtigkeit. Gerecht behandelt zu werden. Das war sein oberstes Ziel. Doch alle Wege waren versperrt von schlagenden Lehrern. Ihm wurde kein diplomatischer Weg geboten. Keine Alternative zur Gewalt.
Der Schueler haette trotzdem verzichten koennen. Seine Beduerfnisse ignorierend und gehorchend. Haette er das? Woyzeck hat es auch nicht geschafft.
Buechner hat gesagt: "Ich verachte Niemanden, am wenigsten wegen seines Verstandes oder seiner Bildung, weil es in Niemands Gewalt liegt, kein Dummkopf oder kein Verbrecher zu werden, – weil wir durch gleiche Umstaende wohl Alle gleich wuerden, und weil die Umstaende außer uns liegen."
Genau wie Woyzeck - der Schueler hat einem Menschen das Leben genommen, berichten alle. Dabei wird vergessen, dass zuvor ihm das Leben genommen wurde. Nicht seine Taten waren toedlich, sondern die des Schulsystems.